Das Leben ist ein Geschenk

Rasant, überwältigend schnell und oft wie ein reissender Fluss – so habe ich das Jahr 2024 erlebt. Es ist kaum zu fassen, wie die Zeit verfliegt. Eine Fülle an Erlebnissen prägte auch dieses Jahr: so viel Bewegung und so viele neue Erfahrungen. Wie ein Kaleidoskop aus Erkenntnissen und Emotionen, das sich unaufhörlich entfaltet. Doch da gab es auch Inseln der Stille inmitten des Strudels – Orte des Lernens und der Transformation, die mich geerdet und bereichert haben. Sie sind wie ein Anker, der mir hilft, innezuhalten und den Fokus wieder auf das Wesentliche auszurichten.

Mit grosser Dankbarkeit erinnere ich mich an die vielen wunderbaren Wochenenden meiner Ausbildung zur Ritualfachfrau. Tage, die spannend, lehrreich und zutiefst berührend waren. In den altehrwürdigen Mauern des Kulturklosters in Altdorf tauchte ich mit 13 anderen TeilnehmerInnen in die Übergänge des Lebens ein – jene stillen und oft unscheinbaren Schnittstellen, die in unserer hektischen Welt leicht übersehen werden. Durch die rituelle Arbeit werden sie greifbar, spürbar, mit einer Tiefe, die weit über Worte hinausgeht. Es ist, als hätte ich ein magisches Vergrösserungsglas in den Händen: Die Schönheiten des Lebens leuchten heller, und das Schwere erhält Raum, um sich zu zeigen und Heilung zu finden.

Wir beschäftigten uns also mit den grossen Stationen des Lebens: Geburt und Taufe, dem Erwachsenwerden, dem Bund der Ehe, Scheidung, Pensionierung und schliesslich dem letzten Übergang – dem Sterben. Diese Übergänge bewusst zu würdigen, sie in Ritualen zu feiern oder zu begleiten, verleiht ihnen eine neue Bedeutung. Es wurde mir klar, wie viel Trost und Zauber unser Leben verlieren würde, wenn diese Rituale nicht Teil unseres Daseins wären. Es ist ein unermessliches Geschenk, dieses Handwerk zu erlernen – Räume zu schaffen, in denen Menschen innehalten, fühlen und das Geheimnis des Lebens berühren können.

Gleichzeitig lief der Alltag im „Raum für Berührung“ beinahe nahtlos weiter. Immer wieder in die Körperarbeit einzutauchen, auch auf dieser Ebene Menschen in ihrem Innersten berühren und begleiten zu dürfen – welch ein Geschenk!

Für das Vertrauen, die Flexibilität und die Treue meiner Kundinnen und Kunden, die meine oft eingeschränkten Zeitfenster mit so viel Verständnis annehmen, bedanke ich mich herzlich. Ihr seid einfach toll!

Auch immer mehr Anfragen von Trauerfamilien fanden den Weg zu mir. Der Wunsch nach individuellen und persönlichen Abschiedsfeiern wird immer grösser. Das Bedürfnis, den Verstorbenen gerecht zu werden, sie im Gedenken nochmals aufleben zu lassen, zu würdigen und gebührend zu verabschieden. Denn genau das schenkt den Hinterbliebenen Trost und Kraft für den bevorstehenden Trauerprozess. Die Abschiedsrituale, die ich gestalten durfte dieses Jahr waren so vielfältig wie die Menschen selbst und führten mich immer wieder an neue Orte – und zu neuen Erkenntnissen.

Ein besonderer Meilenstein war meine erste Beisetzung auf einem Friedhof im kleinsten Kreis, die ich mit grosser Sorgfalt gestalten durfte. Es folgten viele weitere bewegende Abschiede, darunter zwei Aschenverschüttungen im zauberhaften Friedwald, begleitet von anschliessenden Trauerfeiern mit stimmungsvoller Live-Musik. Diese Erlebnisse waren nicht nur emotional tiefgehend, sondern auch organisatorisch anspruchsvoll – insbesondere die grosse Menschenmenge, die mich dazu brachte, meine erste eigene Musikanlage anzuschaffen.

Unvergessen bleibt eine aussergewöhnliche Abschiedszeremonie auf einem Tennisplatz – zweifellos ein ungewöhnlicher Ort für ein Abschiednehmen. Doch gerade durch diese Wahl und die Gestaltung eines Feuerrituals wurde der Abschied so authentisch und stimmig, dass er die Persönlichkeit des Verstorbenen und die Wünsche der Hinterbliebenen auf berührende Weise perfekt widerspiegelte. Besonders bewegend war auch die Urnenbeisetzung in einem privaten Garten, bei der sich die Enkelkinder mit leuchtender Hingabe beteiligten, einen liebevollen und farbenfrohen letzten Ruheplatz für das geliebte Omi zu schaffen.

Diese Erfahrungen lehren mich Demut und erinnern mich wieder daran, dass der Tod nicht einfach das Ende im menschlichen Körper ist, sondern auch eine Einladung an uns alle: innezuhalten, zu reflektieren und mit Liebe und Achtsamkeit Abschied zu nehmen. Besonders eindringlich wurde mir dies während einer Besichtigung im Krematorium Nordheim bewusst, die mich nachdenklich stimmte. Die Präzision und der Respekt, mit dem dort gearbeitet wurde, beeindruckten mich ebenso wie die Schwere, die diese Aufgabe mit sich bringt. Ich spürte die tiefe Verantwortung, die wir gegenüber Verstorbenen und ihren Angehörigen tragen – und die vielen (meist ungesehenen) Chancen, die in der bewussten Auseinandersetzung mit dem Tod liegen.

Ein weiteres bedeutsames Erlebnis auf meiner Reise war die Zeit, die ich mit einem Bestatter verbrachte. Voller Interesse (und ja, auch mit grosser Ehrfurcht!) begleitete und unterstützte ich ihn bei seiner Arbeit. Es war eine tief beeindruckende Erfahrung, die mir neue Perspektiven eröffnete. Die Abläufe hinter den Kulissen waren geprägt von schlichter, respektvoller Präzision, bei der jede Geste, jeder Handgriff von Bedeutung war. Gleichzeitig zeigte mir diese Nähe auch die emotionale Herausforderung, täglich mit dem Tod konfrontiert zu werden, ohne dabei abzustumpfen.

Ich stellte mir unzählige Fragen: Was bedeutet es, einen Verstorbenen in Würde auf seinem letzten Weg zu begleiten? Wie viel Nähe, Mitgefühl und Sorgfalt braucht es, um dieser Aufgabe gerecht zu werden? Und was bedeutet es für die Hinterbliebenen, diesen Akt (wortwörtlich) selbst in die Hände zu nehmen – sei es beim behutsamen Einsargen, bei der liebevollen Totenwäsche oder beim letzten Kämmen eines vertrauten Haares? Ich spürte, wie in diesen Momenten eine tiefe, unmittelbare Verbindung entsteht – eine Verbindung, die nicht nur dem Verstorbenen Ehre erweist, sondern auch den Lebenden Trost schenkt. Vielleicht viel mehr, als wir uns vorstellen können.

Diese Gesten, so einfach (oder so schwer) sie scheinen mögen, sind in ihrem Wesen heilig. Sie laden uns ein, innezuhalten und das Leben eines Menschen in seiner Ganzheit zu würdigen. Sie helfen uns, die Endgültigkeit des Abschieds zu begreifen und vielleicht auch einen neuen Frieden mit dem Verlust zu finden. Für meine eigene Arbeit war diese Erfahrung ein echter Meilenstein, der mir zeigte, wie kraftvoll und heilend der bewusste Umgang mit dem Tod sein kann.

Jetzt, wo ich so zurückblicke, bin ich einfach erfüllt von grosser Dankbarkeit für dieses turbulente, lehrreiche Jahr in all seiner Farbenpracht. Ein Jahr voller Nuancen, Herausforderungen und Wunder. Es erinnert mich daran, jeden Moment zu geniessen, die grossen wie die kleinen Wunder zu sehen – und immer mehr zu spüren statt zu denken.

 

JETZT!

Mögen wir die Übergänge des Lebens stets mit Achtsamkeit und Liebe begleiten. Mögen wir die kleinen Wunder im Alltag erkennen und uns daran erfreuen. Möge das kommende Jahr uns immer wieder Momente der Besinnung schenken, die uns tiefer mit uns selbst und mit den Menschen um uns herum verbinden. Möge der Zauber des Lebens in all seinen Facetten uns stets berühren und leiten. Und mögen wir in jedem kleinen und grossen Abschied immer einen Funken Trost finden, der uns erinnert:

 

Das Leben ist ein Geschenk.

In diesem Sinne wünsche ich dir lichtvolle Weihnachtstage voller Glitzer und Magie, ein gesegnetes Jahresende in Dankbarkeit sowie ein fantastisches neues Jahr mit vielen bunten Farbklecksen.

Über mich

Daniela Hefti

In meiner Arbeit zeichnen sich Mitgefühl, Respekt und Offenheit als meine grundlegenden Werte aus. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder willkommen fühlt und angenommen ist, liegt mir am Herzen.

Mein Angebot

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persönlich – würdevoll – achtsam – religionsunabhängig

Achtsames Haareschneiden

Dein Haar als Spiegel deiner Seele